santakind

Das Federkleid 

Es war einmal ein kleiner Spatz,
dem Vater, Mutter und Geschwister bei einem Wirbelsturm
zu Tode gekommen waren.
So hatte der kleine Spatz auch alle seine Freunde verloren,
den Igel, das Eichhörnchen und die Ente.
Er dachte: „Nun bin ich ganz allein auf der Welt.
Was soll ich bloß tun?“
Da beschloss er in die weite Welt hinauszufliegen
und sich neue Kameraden zu suchen.

Er flog drei Tage und drei Nächte über hohe Berge,
durch dunkle Wälder und über tiefe Seen.
Am Abend des dritten Tages, als er sich gerade auf einem Ast ausruhte,
hörte er hinter sich ein klägliches Fiepen.
In einem hohlen Baumstamm hockte ein Fledermauskind,
das weinte und sprach: „Mir ist schrecklich kalt,
denn ich habe noch kein Fell mich zu wärmen.“
Da zupfte der Spatz sich ein paar der eigenen Federn vom Leibe
und deckte den Kleinen damit zu.

Am nächsten Tag traf der Spatz einen Kakadu.
Dieser schimpfte und jammerte sehr,
denn die Schlange hatte fast seinen Flügel abgebissen.
Der Spatz sagte: „Mich dauert dein Schicksal sehr,
ich werde dir helfen.“
Und so pickte er sich wohl ein Dutzend Federn
aus seinem eigenen Gefieder, um dem Kakadu einen neuen Flügel zu schenken.
Beglückt flog dieser davon.

Nachdem der kleine Spatz noch ein Stück weitergeflogen war
setzte er sich an einem Bach nieder,
um ein paar Tropfen zu trinken.
Da hörte er im Schilf jemanden leise klagen.
Es war ein junger Frosch, dessen Eltern beim großen Regen
auf einem Seerosenblatt davongeschwemmt worden waren.
Erneut riss sich der Spatz Federn aus und baute
dem Frosch ein kleines Boot seine Eltern wieder zu finden.

Als es nun Abend wurde und der Spatz einen Platz zum schlafen suchte,
bemerkte er, dass er selbst gar keine Federn mehr besaß.
Da die Nächte bereits kühl waren und bald der Winter kommen würde,
wurde es dem Spatz angst und bange.
Doch so müde wie er war schlief er bald ein.
Da erhellte sich der Himmel
und Tausende und Abertausende Federn
kamen aus den Wolken herabgeflogen,
bis der kleine Spatz unter einem riesigen Berg
von Federn verborgen war.

Als er sich am Morgen endlich aus dem Federberg befreit hatte,
stellte er fest, dass er ein wunderschönes, neues Federkleid hatte.
Und auch alle seine neuen Freunde waren zur Stelle.
Die kleine Fledermaus und ihre Familie brachten ihm die leckersten Speisen.
Der Kakadu kam herangeflogen und setzte sich vertraulich neben ihn
und vom Bach ertönte ein wunderschönes Froschkonzert zu seinen Ehren.

Anmerkung:
Diese wunderschöne Geschichte wurde von Susanne Wohmann geschrieben
und unterliegt selbstverständlich auch Ihrem Copyright

Herausgeber 2002 Deutsches Rotes Kreuz – Berlin
Würde, Gesundheit und Leben des anderen zu schützen,
in der Not zu helfen und Leiden zu verhindern oder zu lindern –
ist das nicht der Sinn unseres Lebens,
das wahre Abenteuer Menschlichkeit?

Bild und Gestaltung © by Chr.Vivien 2012

 
 

*Eine Zauberhafte Weihnacht wünsch ich dir*
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