Hast
du schon von den wunderbar listigen Vögeln,
den
Elwedritschen, gehört?
Ja,
vielleicht sogar schon gesehen, im Wald oder auf dem Feld?
Nein?
So
möchte ich dir heute gerne die Legende – Geschichte
aus
ihrer Gegend erzählen,
zum
leseln schenken.
Es
ist ein erlebnisreiches Märchen,
denn
du mußt wissen, sie sind ein einmaliges
Fabelwesen
–
Bewohner im tiefsten Wald aus der sonnigen,
südlichen
Pfalz von Weinbergen
umgeben
soweit das Auge reicht.
Da
sie fast nur bei Dunkelheit aus dem Unterholz kriechen,
habe
ich sie eines nachts, hinter einem dicken Felsblock lauernd,
mit
dem Fernglas im Pfälzerwald beobachtet.
Was
ich von dort aus alles gehört und gesehen habe,
und
im nach hinein mir so überlegte,
haben
es doch diese scheuen Fabeltierchen sehr, sehr schwer.
Um
es zu begreifen, möchtest bitte weiter leseln.
Familie Elwedritsche
Lange
mußte ich warten, bis sieben Dritschen aus dem
Unterholz
krochen.
Die
Dritscheneltern, Vater Dagi und Mutter Mele, gefolgt von ihren fünf
Kindern
Guna,
Spoli,
Bümi,
Krixa und Elmi,
waren
auf der Suche nach würzigen Kräutern und Gewürme.
Das
war ein Geschmatze und Gedritsche.
Bümi
und Krixa schienen nicht viel Hunger zu haben,
denn
sie entfernten sich von der Familie.
Mutter
Mele bemerkte es als Erste.
Ein
kräftiges Zischen – tsch – tsch
– tsch
–
brachte
die Ausreißer schnell zurück.
Wenn
Mele "tschte", war sie wütend und zwickte den Ungehorsamen mit ihrem
kräftigen
Schnabel in den Bürzel, das ist das Hinterteil der Elwedritschen.
Vater
Dagi fragte Bümi und Krixa:
"Habt
ihr vergessen, daß einige dumme Menschen nachts im Wald mit
weit
aufgesperrten Säcken und Laternen umherlaufen, um uns zu fangen?
Dies
gelingt ihnen aber selten, da wir ja sehr schlau sind."
Alle
Dritschenkinder spitzten die Ohren und Mutter Mele erzählte,
wie
sie sich bei Gefahr verhalten sollen und daß die Ameisen
die
besten Freunde aller Elwedritschen sind.
"Sieben
grüne Ameisen aufrecht gehend bedeutet für uns Gefahr –
Menschen
kommen!"
Deshalb
müssen auch Guna, Spoli, Bümi, Krixa und Elmi bei Gefahr
für
die roten Ameisen ihre weit geöffneten Schnäbel auf den Boden
legen
und die Ameisen hineinkrabbeln lassen.
"
Hi – hi – hi – hi," kicherte Spoli.
"Mich
kribbelt's schon jetzt auf der Zunge und im Hals, wenn ich
daran
denke, wie die Ameisen in meinem Schnabel herumspazieren."
Mutter
Mele erwiderte:
"Ihr
braucht keine Angst vor ihnen zu haben.
Im
Moment der Gefahr geben sie eine süße Flüssigkeit
aus
ihren Füßen ab, die gut schmeckt."
Nun
rief Krixa:
"Ich
habe großen Durst!"
Alle
dritschten eilig ans nahe Bächlein und tranken.
Sie
spielten jetzt Wasserspucken.
Wer
am weitesten und höchsten spucken konnte, war Sieger.
"Da
kommen ja unsere Spielfreunde, die Fische", riefen freudig
alle
Elwedritschenkinder.
Sie
streckten ihre Schnäbel aus dem Wasser und die Fische
sprangen
munter darüber – hin und zurück.
Die
Wassertropfen fielen wie silberne Perlen ins Bächlein.
Kinder,
Kinder, GEFAHR!" schrien "erschrocken die Dritscheneltern.
"Schnell,
schnell aus dem Wasser und ins Gehölz zurück, beeilt euch!
Sieben
Ameisen geben uns ein Zeichen, höchste GEFAHR!"
Alle
dritschten blitzschnell aus dem Bächlein, bis auf Guna.
Vor
lauter Aufregung rutschte sie dauernd ins Wasser zurück.
Mutter
Mele wollte Guna gerade mit ihrem kräftigen Schnabel
aus
dem Wasser ziehen, als sie zwei Menschen entdeckte.
"Duck'
dich, Guna,
und
laß deinen Schnabel flach auf dem Wasser liegen,
damit
du noch atmen kannst!"
Die
Menschen hatten einen großen, festen Sack und eine Laterne,
ja
sogar noch Stöcke.
Sie
schlichen im Wald umher, und einer hielt den
Sack
immer weit geöffnet.
Vater
Dagi mit den Kindern Bümi, Krixa, Elmi und Spoli
saßen
schon mucksmäuschenstill im sicheren Unterholz.
Die
Menschen konnten sie so nicht sehen.
"Pst,
pst, nicht so laut", flüsterte der eine Mensch und hielt den Sack
ganz
weit
offen.
"Wenn man Elwedritschen
fangen will, muß man ganz leise sein.
Diese Spottvögel
sind sehr, sehr schlau."
Mutter
Mele und Guna saßen noch immer im Wasser und ihre
Herzen
schlugen bis zum Hals.
"Ich
friere und habe schreckliche Angst,
in
den großen, dunklen Sack zu kommen", wisperte Guna.
"Nein,
nein, die dummen Menschen gehen ja schon wieder",
beruhigte
Mele und half Guna aus dem Wasser.
Eilig
dritschten sie zu den anderen ins sichere Unterholz.
Die
sieben Ameisen liefen wieder auf ihren Beinen, die Gefahr war vorbei.
"Dankeschön,
ihr lieben Ameisen, für euere Warnung!
Bei
Gefahr für euch dürft ihr auch in unsere Schnäbel krabbeln",
rief
Vater Dagi.
"Nun
wird aber geschlafen.
Legt
euch auf eure Kräuterkissen!" befahl Mele.
Dagi
zupfte mit seinem spitzen Schnabel rund um das Unterholz das Laub bei.
Niemand
konnte ahnen, daß hier Familie Elwedritsch wohnte und schlief.
Draußen
ging die Sonne bald auf und es ward langsam Tag.
Guna ist krank
Das
lange Verweilen im Bächlein hatte für Guna Folgen.
Beim
Aufwachen quälten sie Husten und Schnupfen.
Fieber
hatte sie auch.
Mutter
Mele erkannte es an den sich sträubenden Kopffedern.
Für
solche Fälle war Mele gerüstet.
Mit
ihrem kräftigen Schnabel hackte sie junge Brennesseln,
Huflattich
und Schnupfihukraut ganz klein.
Diese
Kräutermischung mußte Guna einnehmen.
Damit
sich ihre Geschwister nicht ansteckten,
durften
diese im Freien spielen.
Vater
Dagi machte sich auf die Suche nach Heidelbeeren, die dann
Mutter
Mele allen Kindern als Vitaminbrei zum Nachtisch reichte.
Nach
ein paar Stunden wurde Guna zusehends munterer.
Ihre
Kopffedern waren wieder glatt, das Fieber
war
nicht mehr so hoch.
Ab
und zu mußte die kleine Elwedritsche noch niesen und husten,
doch
nach einer Weile war Guna wieder gesund.
Heute
kommen Onkel Güga und Tante "Gogo
mit
ihren Kindern Frix und Frax.
Sie
wohnen am Rebenmeer.
Daß
ihr mir schön artig seid!" mahnte Vater Dagi.
Bümi
wollte wissen wie tief das Rebenmeer sei.
Dagi
erklärte:
"Dies
ist kein Meer mit Wasser, sondern mit Rebstöcken,
an
denen saftige Trauben hängen.
Die
Menschen machen aus den Trauben Wein."
Spoli
fragte:
"Muß
man denn weinen, wenn man von dem Wein trinkt?"
Nun
lachte Mutter Mele und erklärte:
"Menschen
werden nach dem Genuß von Wein entweder lustig,
müde
oder aber auch böse, besonders, wenn sie zuviel davon getrunken haben.
Wir
Elwedritschen genießen die Früchte so wie sie am Rebstock wachsen.
Ich
hoffe sehr, Onkel Güga und Tante Gogo bringen uns davon mit.
Nun
räumt eure Spielsachen, die Steinchen, Holzstücke,
leeren
Schneckenhäuser, kleinen Tannenzapfen,
Eicheln
und Bucheckern
schön
an ihre Plätze, damit hier mehr Ordnung ist, wenn der Besuch kommt!"
Besuch aus dem
Rebenmeer
Es
knackte im Unterholz und der erwartete Besuch kam hereingekrochen.
"Grüßt
euch, dritsch – dritsch", schnabulierten alle im Chor.
Onkel
Güga und Tante Gogo waren
mit
Trauben behangen und sahen so recht lustig aus.
Sie
schüttelten sich und schon lagen
die
köstlichen Weintrauben auf dem Boden.
"Kommt
hierherüber", bat Mele, "hier ist unser neuer Kräuterteppich,
auf
dem es sich gut ausruhen läßt."
Frix
und Frax gesellten sich gleich zu Bümi, Elmi, Guna, Krixa und
Spoll
Onkel Güga erzählte,
daß
sie unterwegs ins Dickicht mußten.
Große Ameisen
und kleine schwarze Ameisen kämpften miteinander.
"Habt ihr noch
nicht gehört, daß Krieg
zwischen den
beiden Ameisenvölkern ausgebrochen ist?"
"Oh
Gott!" riefen alle entsetzt, "unsere Freunde,
die
Ameisen sind vielleicht in
Not!"
Mele
brachte aufgeregt Gewürme, Kräuter, Löwenzahn und Schbarfinkelkraut.
Als
Nachtisch aßen sie die köstlichen, saftigen Weintrauben.
Die
Elwedritschenkinder durften nun zum Spielen aus dem Unterholz heraus.
Auf
dem Waldweg wurden paarweise Wettfliegen und Wettlaufen gespielt.
Krixa
hatte sich von ihren Geschwistern und Cousins entfernt,
ohne
daß es jemand gemerkt hatte.
Beide
Spiele mochte sie nicht; und überhaupt, mit wem sollte sie denn
Wettfliegen
und Wettlaufen?
Sie
war ja bei sieben Spielkameraden übrig.
Die
anderen hatten schnell ihren Partner gewählt.
Krixa
war die Kleinste von allen und eben noch
langsamer
und bedächtiger als die übrigen.
Traurig
lugte sie hinter einem Baumstamm hervor und
schaute
dem lustigen Treiben zu.
Macht
doch nicht solch einen Lärm und kommt einmal her zu uns", riefen die
Väter Dagi und Güga.
"Wir
wollen gemeinsam auf den Teufelsfels. Von dort hat man einen schönen
Blick über das Land.
Beeilt
euch doch!" Krixa war als erste bei den Eltern und wurde gelobt.
Die
anderen Elwedritschenkinder mußten doch tatsächlich viermal
gerufen werden,
ehe
sie alle beisammen waren.
Bevor
sie sich auf den Weg zum Teufelsfels machten, bekamen sie eine Portion
saftiges
Schbarfinkelkraut.
Ausflug zum Teufelsfels
Dagi
erklärte vor dem Aufbrechen, daß es zuerst über eine große
Wiese gehe.
Sehenswert
sei dort eine reiche Blütenpracht,
summende
Bienen und viele Arten tanzender Schmetterlinge.
"Das
hohe Gras schützt uns vor Feinden."
Voller
Erwartung dritschten sie los.
Die
Elwedritschenkinder wollten auf der Wiese gleich Blümchen pflücken.
"Nein,
jetzt nicht, auf dem Heimweg dürft ihr nach Herzenslust mitnehmen",
zwitscherten
Mele und Gogo.
Jetzt
mußten sie einen steilen Berg hinauf und nun wurde geflogen.
Unter
ihnen war ein prächtiger Laubwald. Alle waren froh,
als
sie auf dem großen Plateau des Teufelsfelsens landen konnten,
taugen
doch ihre Flügel zum Fliegen nicht allzuviel.
"Richtig
unheimlich hier oben", krächzte Frax ganz außer Atem.
"Die
Aussicht ist wunderschön, seht nur, die Stadt da unten und auf dem
Berg
gegenüber
die Burg", stellte Onkel Güga fest.
"Auf
diesen zerfallenen Turm der Burg möchten wir gerne, dort kann man
bestimmt
schön Versteck spielen", meinte Frix.
"Diese
Burg gibt das Ziel unseres nächsten Ausflugs", versprach Dagi.
Es
kam Wind auf, der Himmel verdunkelte sich, und die Elternpaare
schlugen
vor, vor dem nahenden Gewitter unter dem Teufelsfels Schutz zu suchen.
Die
sieben Dritschenkinder waren plötzlich ganz ruhig
und brav.
Sie
hatten Angst vor Donner und Blitz.
Der
einsetzende Regen störte sie nicht.
Das
mächtige Grollen des Donners klang unter dem Fels unheimlich.
Klein
– Krixa schlüpfte unter die behütenden Flügel ihrer Mutter.
Die
übrigen sechs verkrochen sich tief in einer Felsspalte.
Wie
alle Gewitter im Sommer, ging auch dieses schnell vorüber.
Die
Natur war dankbar für den Regen, die Luft gereinigt.
Alle
flatterten nochmals auf den Teufelsfels, um die Aussicht zu genießen.
Dann
bewegte man sich langsam heimwärts.
Unterwegs
fanden sie noch vereinzelt Heidelbeeren, die ihre Schnäbel blau färbten.
Wieder
auf der Wiese angelangt, durften die Kinder Blümchen mit nach Hause
nehmen.
Es
war ein schöner Tag, alle waren zufrieden, aber auch sehr müde.
Kampf der Ameisen
Der
Besuch aus dem Rebenmeer reiste ab, und Familie Elwedritsch
räumte
ihre Wohnung auf.
Es
war Zeit, frische Kräuter und Gewürm zu suchen.
Daß
Kämpfe zwischen den roten und grünen und schwarzen
Ameisen
waren,
bedrückte
Dagi und Mele sehr.
Wer
sollte sie jetzt vor ihren Feinden warnen, wenn ihre Freunde,
die
grünen Ameisen, auf sich selbst aufpassen mußten?
Familie
EIwedritsch begann mit der Nahrungssuche,
da
die Vorräte verbraucht waren.
Plötzlich
sträubten sich Dagis und Meles Kopffedern, als hätten die beiden
Fieber.
Es
geschah vor Schreck. Unglaublich!
Nicht
weit von ihnen entfernt fand ein fürchterlicher Kampf
zwischen
den beiden Ameisenvölkern statt.
Die
Elwedritschenkinder rannten entsetzt ins Unterholz zurück.
Auf
dem Boden sah man abgerissene Köpfe und Beine liegen.
Die
schwarzen Ameisen versuchten, Königin Xinga der roten Ameisen zu rauben,
was
kläglich mißlang.
Die
Wächter von Königin Xinga enthaupteten sofort die schwarzen Räuber.
"Schau,
Mele", flüsterte Dagi aufgeregt,
"die
schwarzen Ameisen fliehen in panischer Angst.
Unsere
Freunde haben sie besiegt.
Sie
scharren mit den Füßen und drehen sich zum Tanz im Kreis.
Komm,
wir gehen zu ihnen und helfen, ihre Verletzten zum Ameisenberg zu tragen."
Xinga
war stolz auf ihr Volk und ordnete an, wie die Verletzten zu pflegen sind.
Dagi
und Mele verabschiedeten sich nach getaner Arbeit von ihren Freunden
mit
drei Flügelschlägen.
Dann
begaben sie sich endlich auf die Suche nach Kräutern und Gewürme.
Bümi,
Elmi, Krixa, Guna und Spoli
erwarteten
ihre Eltern mit Ungeduld und waren froh,
als
diese gesund zu ihnen ins Unterholz krochen.
Der Trimm – dich
– Pfad
Ungewöhnliche
Geräusche weckten die Elwedritscheneltern aus dem Schlaf.
Beunruhigt
krochen sie aus dem Unterholz und sahen,
daß
einige Menschen über dem Bächlein drüben eifrig hin – und
herliefen.
Da
lagen Holzstämme, Sägen, Schaufeln, Seile und Schilder.
Als
sie noch näher ans Bächlein heran pirschten;
waren
auch Hämmer, Nägel, Schrauben, Metermaße,
Pläne
und eine Art Fernglas zu'sehen.
"Elwedritschenfänger
sind das nicht" ,flüsterte Dagi erleichtert.
Diese
Menschen redeten von Sport, Trimm – dich, Wetter und Einweihung.
Jetzt
wurden Bäume umgesägt.
Andere
Störenfriede gruben Löcher am Waldesweg.
Die
nächsten stellten an Baumstämmen befestigte Schilder in diese
Löcher.
Es
wurde gehämmert, ein Radio spielte laute Musik.
Wer
sollte da noch Ruhe im Wald finden?
"Was
soll das Ganze überhaupt", dachten Dagi und Mele.
Traurig
dritschten sie ins Unterholz zurück.
An
Schlaf war nicht zu denken.
Selbst
die Elwedritschenkinder wurden jetzt wach.
Aufgeregt
begaben sich alle wieder ins Freie.
Viele
aufgeschreckte Tiere blickten ängstlich und verstört in Richtung
Lärm.
Sie
schimpften, jedes auf seine Weise.
Dagi,
Mele und die fünf Kinder tschen schrecklich böse, aber das Protest
– "tschen"
war
über dem Bächlein drüben nicht zu hören.
Langsam
ebbten die ungewohnten Geräusche ab.
Die
Menschen liefen zu ihren Autos am Waldrand und fuhren in die Stadt.
Aufgeregt
kehrten die Tiere in ihre Behausungen zurück.
Am nächsten
Morgen
Das
gibt es doch nicht", flüsterten die Dritscheneltern.
Auch
die vielen Schmetterlinge versprachen, die Störenfriede mit ihren
Fühlern
in
den Ohren und der Nase zu kitzeln.
Bienen und
Hummeln bekundeten, daß
sie in
Formationen
zu 30 Stück auf Arme und Schultern der Menschen flögen,
um
sehr böse zu brummen.
Die
besonderen Freunde der Elwedritschen, die grünen Ameisen,
versprachen,
an den Beinen der Menschen hochzukrabbeln,
um
ihre ätzende Flüssigkeit auf die Haut zu verspritzen.
Das Elwedritchen
– Fest
Eines
Tages kam der alte Specht zu Mele und Dagi und krächzte aufgeregt,
daß
er gehört habe, am Sonntag sei in der Stadt ein Elwedritschen – Fest.
Die Dritscheneltern
erschraken heftig.
Sollte
man etwa Verwandte von ihnen gefangen haben?
Wollte man diese
vielleicht auf dem Fest braten?
Dagi
und Mele brachen am darauffolgenden Sonntag frühmorgens zum
Besuch
in die Stadt auf.
Bümi,
Etmi, Guna, Krixa und Spoli wurden ermahnt, während der Abwesenheit
der
Eltern das Unterholz nicht zu verlassen.
Mutter
Mele hatte ihnen noch ihre Mahlzeiten in Portionen vorgerichtet,
damit
sie untereinander nicht stritten.
Klein – Krixa
schluchzte und klammerte sich an die Schwanzfedern ihrer Mutter.
Mele
wäre am liebsten nicht mit in die Stadt gegangen.
Noch
unterwegs im Wald mußten sie sich besonders vor Füchsen in acht
nehmen.
Am
Bächlein angelangt, labten sie sich nochmals mit köstlich kühlem
Wasser,
denn
es war ein schöner, heißer Sommertag.
Bis
zu ihrer Wiese dritschten sie zu Fuß.
Von
nun an flogen sie über Felder und Weinberge.
Da
sie nicht sehr lange fliegen können, waren Dagi und Mele froh,
als
endlich die Stadt mit ihren Kirchtürmen,
einigen
Hochhäusern und einem Feuerwehrturm zu sehen war.
In
den Straßen liefen viele Menschen, besonders quirlige Kinder.
So
hatten sie eine gute Orientierung, wo das Fest überhaupt stattfand.
Jetzt
wurde ein Platz, in dessen Mitte ein großer Brunnen stand, sichtbar.
Hier
wurde das Elwedritschen – Fest gefeiert, das sie so in Aufregung versetzt
hatte.
Weich
und erschöpft landeten sie auf einem Dach, ganz nahe am Brunnen.
Auf
dem Brunnen, mitten im Wasser, saßen wunderschöne, große
EIwedritschen.
"Sie sehen uns
sehr ähnlich", flüsterte Mele.
"Aber
sie sind aus Bronze und leben nicht", stellte Dagi erleichtert fest.
Aus
dem Busen einer Elwedritsche floß sogar Wein!
Der
Name des Festes wurde also von diesem Kunstwerk hergeleitet und nicht,
wie
sie befürchtet hatten, von gefangenen Verwandten von ihnen.
Rund
um den Brunnen waren Tische und Bänke aufgestellt.
Die
Menschen tranken Wein und aßen gebratenes Fleisch, Wurst und Käse.
Gott sei Dank
keine gebratenen Elwedritschen;
es
hätte ja sein können, schließlich verzehren Menschen ja
auch gebratene Tauben,
Hühner,
Enten, Gänse und Fasane.
Eine
Musikkapelle spielte flotte Weisen und die WaIdbewohner wunderten sich,
wie
laut es auch hier war.
Plötzlich
flog ein gelber, runder Luftballon zu ihnen hoch. Kinder schrien:
"Dort
oben fliegt er!"
Viele
Besucher schauten zu ihnen aufs Dach.
"Komm,
wir dritschen wieder heimwärts, wenn sie erst rätseln,
wer
wir sind, wird es gefährlich für uns", wisperte Mele ängstlich.
Eilig
erhoben sie ihre müden Flügel und bald war der Elwedritschenbrunnen
nicht
mehr zu sehen.
Die
Gewißheit, dass keinem Verwandten dort etwas Böses geschehen
war,
befriedigte
sie sehr.
Die
Zwischenlandung auf der mit Blümchen übersäten Wiese diente
zum Ausruhen
und
Genießen der vielfältigen Düfte.
Munter
ging es ab hier zu Fuß in den nahegelegenen kühlen Wald.
Wohlbehalten
kehrten Dagi und Meli zu ihren fünf Kindern ins Unterholz zurück.
Es
gab viel zu erzählen.
Familie Elwedritsche
gibt
es immer noch im Pfälzerwald,
und
möchtest sie nur einmal sehen,
mußt
sie nur in der Nacht mit Laterne und leeren Sack,
sehr
leise
so
wie ich, schleichend suchen geh'n.