Geschöpf!
Du
aus der dunklen Nacht gib mir den Zauber -
halt bei mir Wacht. Ohne Dich - die Seele allein
zusammen - unschlagbar sein.
Gib mir Kraft
und Deine Macht lass uns fliegen durch die Nacht
bis ein neuer Tag beginnt und alles wie im Traum zerrinnt .
Der
alte Mann
und die Zeit!
Ein
alter Mann bekam Besuch von der Zeit und nutzte die Gelegenheit,
sie
zu fragen, warum die Tage immer kürzer werden,
je
älter ein Mensch wird.
"Es
sind die Illusionen, die den Tag lang erscheinen lassen",
erklärte
die Zeit.
"Mit
dem Älterwerden verliert der Mensch seine Illusionen -
auch
die Illusion,
daß
ich langsam vergehe, denn in Wahrheit bin ich immer in Eile."
"Doch
manchmal bleibst du stehen", wandte der alte Mann ein.
"Ja,sagte
die Zeit und lächelte,
"wenn
die Liebe sich mir in den Weg stellt.
Der
Stolz
und die Liebe!
"Wenn
ich nicht wäre", sagte der Stolz zur Liebe,
"würdest
du viele Menschen zu willenlosen Sklaven
machen.
Ich schütze ihre Würde, wenn sie in deinem
Namen
mißbraucht , unterdrückt und gedemütigt werden."
"Ich
sehe ein, daß es dich geben muß", antwortete die Liebe,
"nur
lieben kann ich dich nicht."
"Niemand
ist vollkommen", sagte der Stolz.
Ungelogen!
"Einst
mußt du mir lassen", sagte die Lüge zur Wahrheit,
"ich
erspare den Menschen viel Leid,
weil
sie dank meiner Hilfe schmerzhafte Tatsachen nicht erfahren.
Denn
was sie nicht wissen, das läßt sie nicht leiden."
"Ja",
antwortete
die Wahrheit."
Das
lasse ich dir.
Du
meinst es nur gut - und deshalb unterdrückst
du mich."
"Du
unterdrückst mich auch!"
hielt
die Lüge der Wahrheit entgegen."
Und
auch du meinst es nur gut.
Wir
sind uns ziemlich ähnlich."
Da
war die Wahrheit sprachlos - ungelogen.
Die
Strafe!
"Bitte
laß mich noch ein paar Stunden leben",
bat
ein junger Mann den Tod, dem er unverhofft
ins
Gesicht sehen mußte.
"Warum
sollte ich?" fragte der Tod.
"Damit
ich einem bestimmten Menschen noch
zeigen
kann, wie sehr ich ihn liebe, bevor ich sterbe."
"Ich
bin die Strafe dafür, daß du es nicht eher getan
hast",
sagte der Tod unerbittlich und nahm dem Mann das Leben.
Die
Liebe
und der Haß!
"Warum
bist du so häßlich?" fragte die Liebe den Haß.
"Nicht
alle können so schön sein wie du", erwiderte der Haß.
"Aber
dir", sagte die Liebe,"scheint deine Häßlichkeit
noch
zu gefallen.
Wenn
ich du wäre, würde ich mich schämen."
"Du
hast leicht reden", erwiderte der Haß.
"Wenn
du in meiner Haut stecktest,
würdest
du auch versuchen, dich zu mögen.
Jeder
muß sich so akzeptieren, wie er ist."
"Nein",
sagte die Liebe, ich würde versuchen, mich zu verändern.
Deshalb
bin ich die geworden, die ich bin."
Der
Schlüssel!
Ein
Mann, der alle Menschen durch seine innere Freiheit beeindruckte
wurde
gefragt, was ihn von den anderen unterscheide.
"Im
Grunde nichts.
Ich
habe nur meinen Schlüssel benutzt,
das
ist alles", sagte er.
Auf
die Frage, wie er das meine, antwortete er:
"Die
Menschen gehen in Ketten durchs Leben.
Aber
sie haben alle auch einen Schlüssel,
mit
dem sie sich befreien können - sie wissen es
nur nicht.
DannSchweige!
"Du
mußt ihn so nehmen, wie er ist.
Und
du mußt dich so geben, wie du bist",
sagte
die Mutter zu ihrer Tochter, die Liebeskummer hatte.
"Aber
wenn ich mit ihm zusammen bin", klagte die Tochter,
"kann
ich mich nicht so geben, wie ich bin.
Ein
Blick von ihm,
und
ich kann nicht mehr denken und nicht mehr reden."
"Dann
schweige!" empfahl ihr die Mutter.
"Schweige
so gut, wie Worte nie sprechen könnten."
Das
verloreneBeste!
Eine
junge Frau hatte sich nach einer tiefen Enttäuschung
zum
Prinzip gemacht, immer nur ihr Zweitbestes zu geben
und
ihr Bestes für sich zu behalten wie einen Schatz.
Doch
mit den Jahren spürte sie, daß ihr Bestes immer kleiner wurde,
obwohl
sie nichts davon verschenkte.
Und
schließlich war es so klein geworden, daß sie Angst bekam,
es
ganz zu verlieren.
Dann
begegnete ihr ein Mann, der sie durchschaute.
Traurig
sagte er zu ihr: "Du wirst dein Bestes völlig verlieren,
weil
du es nie verschenkt hast."
Sie
lachte ihm spöttisch ins Gesicht, doch unter der Oberfläche
ihres
Lachens hörte der Mann ihr Entsetzen schreien.
Der
Du
wirklich bist!
Eine
Frau, die sehr unzufrieden mit ihrem Leben war,
suchte
einen alten Mann auf, der den Ruf genoß,
Lebensweisheit
erlangt zu haben.
Ohne
große Vorrede fragte sie ihn:
"Was
ist das Wichtigste im Leben?"
"Der
Mensch zu werden, der du bist", sagte der Mann.
"Aber
ich bin doch schon der Mensch, der ich bin",
behauptete
die Frau.
Der
Alte schüttelte den Kopf: "Nein", sagte er, du bist der Mensch,
zu
dem du geworden bist - nicht der, der du wirklich
bist."
"Und
wer bin ich ich wirklich?"
Der
alte Mann lachte.
"Jemand,
der es nicht nötig hat, diese Frage zu stellen."

Der
Betrüger
und der Anständige!
"Du
betrügst dich doch selber!"
warf
ein Betrüger einem Anständigen vor
"Du
bist nur anständig, weil du Angst vor der Strafe hast,
die
ein Betrug nach sich ziehen kann."
"Nein",
widersprach
der Anständige,
"ich
bin anständig, weil ich den Betrug nicht mag.
Er
richtet sich letztlich immer gegen den Betrüger."
"Nur
wenn er erwischt wird."
"Er
wird immer erwischt, früher oder später.
Letzendlich
von sich selbst", sagte der Anständige.
Liebe
ist ein Geschenk!
"Ich
bin ein Teil von dir", sagte die Eifersucht in
vorwurfsvollem
Ton zu der Liebe.
Warum
versteckst du mich, als würdest du dich für mich schämen?"
"Du
bist kein Teil von mir", erwiderte die Liebe, "im Gegenteil.
Wir
sind wie Tag und Nacht.
Du
entspringst der Angst und dem Mißtrauen.
Ich
bin ein Kind der Freude und des Vertrauens."
"Nein,
ich bin deine dunkle Seite, die du nicht wahr haben willst.
Und
ich gebe dir die Kraft, um das Herz eines
Menschen
zu kämpfen", behauptete die Eifersucht.
"Du
gibst mir garnichts", erwiderte die Liebe,
denn
wenn du kommst, bin ich nicht mehr da.
Wann
lernst du endlich:
Wer
um das Herz eines Menschen kämpft,
hat
es bereits verloren. denn ich, die Liebe, bin ein Geschenk."

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