zu meinen etwas außergewöhnlichen,

besinnlichen und nachdenklichen Gedichten!

DerBeginn!

Ich möchte der Welt ein Wiegenlied singen
wie einem kranken Kind,
um alle die Ängste zur Ruhe zu bringen,
die wie im Fieber in Aufruhr sind.
Dann möcht' ich ganz leise den Finger legen
vor meinem geschlossenen Mund,
um sie zum Stillsein sanft zu bewegen.
Vielleicht wird sie wieder gesund.
Ich möchte, wenn ich sie weinen höre und klagen,
weil der Lärm für die Welt viel zu laut, alle Störenfriede von ihr verjagen,
damit sie den Liebenden wieder vertraut.
Sie alleine vermögen die Welt zu bewahren vor Unheil
und schlimmen gebaren der Macht,
damit sie von Krankheit - vielleicht erst nach Jahren -
geheilt in die Zukunft erwacht.

Ins Gedächtnis geschrieben:

Vieles, was an Zeit gebunden, flüchtig, lange schon verjährt,
hat es einmal stattgefunden, kehrt zurück in manchen Stunden,
dunkel oder lichtverklärt.
Blicke sehn uns an, und aus der Ferne winken Hände,
Menschen sprechen mit vertrauten Stimmen -
so, als wär' die Zeit mit ihnen nicht zu Ende.
Traum und Wirklichkeit verschwimmen.
lebt doch alles, was da je gewesen, in uns weiter, nur in einer
tiefren Schicht, im Gedächtnis nachzulesen,

und zu sterben  braucht es nicht.

Damals

Im Damals liegt so viel begraben, was noch vom Aufbruch hergerührt.
Nachdem wir uns gewandelt haben, wird neu dem Damals nachgespürt.
Da finden wir in alten Zeiten, daß damals ward der Grund gelegt
für jede unsrer Eigenheiten, für alles,
was das Herz bewegt.
Im Damals lag das Schiff im Hafen, bevor es durch den
Sturm uns fuhr.
Nun legt der Wind sich langsam schlafen.
Ins Damals führt zurück die Spur.

  Geschöpf!
 Du aus der dunklen Nacht  gib mir den Zauber -
    halt bei mir Wacht. Ohne Dich - die Seele allein
   zusammen - unschlagbar sein.
    Gib mir Kraft und Deine Macht  lass uns fliegen durch die Nacht
          bis ein neuer Tag beginnt  und alles wie im Traum zerrinnt .
Der alte Mann und die Zeit!
Ein alter Mann bekam Besuch von der Zeit und nutzte die Gelegenheit,
sie zu fragen, warum die Tage immer kürzer werden,
je älter ein Mensch wird.
"Es sind die Illusionen, die den Tag lang erscheinen lassen",
erklärte die Zeit.
"Mit dem Älterwerden verliert der Mensch seine Illusionen -
auch die Illusion,
daß ich langsam vergehe, denn in Wahrheit bin ich immer in Eile."
"Doch manchmal bleibst du stehen", wandte der alte Mann ein.
 "Ja,sagte die Zeit und lächelte,
"wenn die Liebe sich mir in den Weg stellt.
 Der Stolz und die Liebe
"Wenn ich nicht wäre", sagte der Stolz zur Liebe,
"würdest du viele Menschen zu willenlosen Sklaven
machen. Ich schütze ihre Würde, wenn sie in deinem
Namen mißbraucht , unterdrückt und gedemütigt werden."
"Ich sehe ein, daß es dich geben muß", antwortete die Liebe,
"nur lieben kann ich dich nicht."
"Niemand ist vollkommen", sagte der Stolz.
  Ungelogen
"Einst mußt du mir lassen", sagte die Lüge zur Wahrheit,
"ich erspare den Menschen viel Leid,
weil sie dank meiner Hilfe schmerzhafte Tatsachen nicht erfahren.
Denn was sie nicht wissen, das läßt sie nicht leiden."
"Ja", antwortete die Wahrheit."
Das lasse ich dir.
Du meinst es nur gut - und deshalb unterdrückst du mich."
"Du unterdrückst mich auch!"
hielt die Lüge der Wahrheit entgegen."
Und auch du meinst es nur gut.
Wir sind uns ziemlich ähnlich."
Da war die Wahrheit sprachlos - ungelogen.
  Die Strafe
"Bitte laß mich noch ein paar Stunden leben",
bat ein junger Mann den Tod, dem er unverhofft
ins Gesicht sehen mußte.
"Warum sollte ich?" fragte der Tod.
"Damit ich einem bestimmten Menschen noch
zeigen kann, wie sehr ich ihn liebe, bevor ich sterbe."
"Ich bin die Strafe dafür, daß du es nicht eher getan
hast", sagte der Tod unerbittlich und nahm dem Mann das Leben.
 Die Liebe und der H
"Warum bist du so häßlich?" fragte die Liebe den Haß.
"Nicht alle können so schön sein wie du", erwiderte der Haß.
"Aber dir", sagte die Liebe,"scheint deine Häßlichkeit
noch zu gefallen.
Wenn ich du wäre, würde ich mich schämen."
"Du hast leicht reden", erwiderte der Haß.
"Wenn du in meiner Haut stecktest,
würdest du auch versuchen, dich zu mögen.
Jeder muß sich so akzeptieren, wie er ist."
"Nein", sagte die Liebe, ich würde versuchen, mich zu verändern.
Deshalb bin ich die geworden, die ich bin."
  Der Schlüssel
Ein Mann, der alle Menschen durch seine innere Freiheit beeindruckte
wurde gefragt, was ihn von den anderen unterscheide.
"Im Grunde nichts.
Ich habe nur meinen Schlüssel benutzt,
das ist alles", sagte er.
Auf die Frage, wie er das meine, antwortete er:
"Die Menschen gehen in Ketten durchs Leben.
Aber sie haben alle auch einen Schlüssel,
mit dem sie sich befreien können - sie wissen es nur nicht.
  DannSchweige
"Du mußt ihn so nehmen, wie er ist.
Und du mußt dich so geben, wie du bist",
sagte die Mutter zu ihrer Tochter, die Liebeskummer hatte.
"Aber wenn ich mit ihm zusammen bin", klagte die Tochter,
"kann ich mich nicht so geben, wie ich bin.
Ein Blick von ihm,
und ich kann nicht mehr denken und nicht mehr reden."
"Dann schweige!" empfahl ihr die Mutter.
"Schweige so gut, wie Worte nie sprechen könnten."
  Das verloreneBeste
Eine junge Frau hatte sich nach einer tiefen Enttäuschung
zum Prinzip gemacht, immer nur ihr Zweitbestes zu geben
und ihr Bestes für sich zu behalten wie einen Schatz.
Doch mit den Jahren spürte sie, daß ihr Bestes immer kleiner wurde,
obwohl sie nichts davon verschenkte.
Und schließlich war es so klein geworden, daß sie Angst bekam,
es ganz zu verlieren.
Dann begegnete ihr ein Mann, der sie durchschaute.
Traurig sagte er zu ihr: "Du wirst dein Bestes völlig verlieren,
weil du es nie verschenkt hast."
Sie lachte ihm spöttisch ins Gesicht, doch unter der Oberfläche
ihres Lachens hörte der Mann ihr Entsetzen schreien.
  Der Du wirklich bist
Eine Frau, die sehr unzufrieden mit ihrem Leben war,
suchte einen alten Mann auf, der den Ruf genoß,
Lebensweisheit erlangt zu haben.
Ohne große Vorrede fragte sie ihn:
"Was ist das Wichtigste im Leben?"

"Der Mensch zu werden, der du bist", sagte der Mann.
"Aber ich bin doch schon der Mensch, der ich bin",
behauptete die Frau.
Der Alte schüttelte den Kopf: "Nein", sagte er, du bist der Mensch,
zu dem du geworden bist - nicht der, der du wirklich bist."
"Und wer bin ich ich wirklich?"
Der alte Mann lachte.
"Jemand, der es nicht nötig hat, diese Frage zu stellen."

Der Betrüger und der Anständige
"Du betrügst dich doch selber!"
warf ein Betrüger einem Anständigen vor
"Du bist nur anständig, weil du Angst vor der Strafe hast,
die ein Betrug nach sich ziehen kann."
"Nein", widersprach der Anständige,
"ich bin anständig, weil ich den Betrug nicht mag.
Er richtet sich letztlich immer gegen den Betrüger."
"Nur wenn er erwischt wird."
"Er wird immer erwischt, früher oder später.
Letzendlich von sich selbst", sagte der Anständige.
Liebe ist ein Geschenk
"Ich bin ein Teil von dir", sagte die Eifersucht in
vorwurfsvollem Ton zu der Liebe.
Warum versteckst du mich, als würdest du dich für mich schämen?"
"Du bist kein Teil von mir", erwiderte die Liebe, "im Gegenteil.
Wir sind wie Tag und Nacht.
Du entspringst der Angst und dem Mißtrauen.
Ich bin ein Kind der Freude und des Vertrauens."
"Nein, ich bin deine dunkle Seite, die du nicht wahr haben willst.
Und ich gebe dir die Kraft, um das Herz eines
Menschen zu kämpfen", behauptete die Eifersucht.
"Du gibst mir garnichts", erwiderte die Liebe,
denn wenn du kommst, bin ich nicht mehr da.
Wann lernst du endlich:
Wer um das Herz eines Menschen kämpft,
hat es bereits verloren. denn ich, die Liebe, bin ein Geschenk."


 

*Zu den nächsten Träumerligedichten*