Lichterwelt
                

Das Licht der Welt

Ein Lächeln auf die Nacht sich legt,
und mein Herz so wie Deines schlägt,
daß ich es spüre immerzu:
Halb bist Du ich, halb bin ich Du,
dann ist dies nur, weil es Dich gibt,
weil eins nur zählt: Ich werd' geliebt.
Ich - das Licht!

Über das Licht, unser Licht -
möchte ich euch eine Geschichte hier erzählen!

Es zog einmal eine arme Witwe mit ihren
sieben Kindern durch das Land.
Jede Arbeit nahm sie an, um das nötigste zu verdienen.
Sie schliefen,
wo immer ihnen ein Nachtlager angeboten wurde.
Eines Tages kamen sie in ein Dorf,
in dem die Leute ihr von einem Schloß erzählten
das ganz in der Nähe und als einen  verrufener Ort galt.
Niemand wage sich jemals zu diesem
geheimnisvollen Ort,
auch nicht das verlassene Schloß zu betreten,
da es darin Nacht für Nacht spuke.

Die Witwe aber fragte den Bürgermeister,
ob sie mit ihren sieben Kindern dort übernachten dürfe?
Der Bürgermeister warnte sie,
aber sie schlug alle Warnungen in den Wind und sagte:

„Wir haben nichts zu verlieren,
und wir fürchten uns auch vor nichts.“

Da bekam sie die Erlaubnis.

Die Witwe und ihre Kinder bezogen das Schloß,
sie suchten sich den schönsten Raum aus
und zündeten ein Feuer im Kamin an.
Aber kaum hatten sie sich in die großen Sesseln
niedergelassen, um auszuruhen,
begann ein unheimliches Getöse.
Das Schloß wurde wie von einem Erdbeben geschüttelt,
Ketten rasselten,
Gebein klapperte – es war ein Höllenlärm.

Die Kinder schreckten von ihren Stühlen empor,
eine unheimliche Angst durchflutete ihre kleinen Körper,
hilfesuchend klammerten sie sich an ihre Mutter.
Aber sogar der Witwe wurde es sehr gruselig zumute.

Und nun rief eine Stimme so laut,
daß jedes Wort ein Stich in ihre Ohren war.

Bring Licht! Bring Licht!“

Die Witwe überwand das Grauen,
daß sie befallen hatte,
und rief zurück:
„Gleich bringen wir dir das Licht  was du haben willst.“

Sie zog einen langen brennenden Ast aus dem Kaminfeuer
und trug ihn dorthin, woher der Ruf gekommen war.
Die Kinder zogen hinter ihr drein.
Sie gelangten in einen geräumigen Saal.
In einem Sessel saß ein uralter Mann,
dessen Bart bis zur Erde reichte.

Der Uralte hielt ein aufgeschlagenes Buch
auf den Knien und versuchte vergeblich,
in dem Buch zu lesen.

Von den Wänden ringsum blickten Raubtiere,
Riesenschlangen und wilde Teufel.

Kommt näher mit dem Licht!
sagte der uralte Mann.

Jetzt erst merkte die Frau,
daß alle Fensterläden dicht verschlossen waren.

Somit konnte auch bei Tag nicht ein einziger
Lichtstrahl in den Raum eindringen.

Der uralte Mann saß in einem Kerker aus Finsternis.

Mutig ging die Witwe auf den uralten Mann zu

und leuchtete ihm. 

Da begann er gierig zu lesen.

Seite um Seite überflog er,
und bald war er am Ende des Buches angelangt.
Die sieben Kinder standen wie Wächter um ihm herum,
kein grauslich Geräusch war mehr zu hören,
nur das umblättern der Seiten von dem sehr alten
dicken Buch war zu hören.

Als der alte Mann fertig war mit dem lesen,
hob er seinen Kopf,
schaute die Witwe und ihre Kinderschar an und sprach:

Ich war der Schloßherr, als ich noch lebte,

aber ich habe mich geweigert, dieses Buch zu lesen.
Dafür wurde ich an diesen Ort,
auf diesen Sessel verbannt,
alle Türen und Fenster wurden für mich verschlossen.

Nun wurde mir das Licht der Welt zuteil,
konnte endlich lesen dieses Buch,
nun bin ich erlöst, ihr habt mir dazu verholfen.
Darum schenke ich euch

Krüge,
die vor dem Herd unter den Fliesen versteckt sind.

Es soll zu eurem Glücke  sein.“

Wie gebannt lauschten die Kinder und die Witwe
dem alten Mann seiner Worte – Stimme
und wie durch einen Zauber erlosch der brennende Ast.
Ein seltsam leuchtender Lichtstrahl umhüllte

den Sessel, huschte dreimal um ihn herum,
und so schnell wie er gekommen war
entschwand er wieder,

nahm mit den  alten Mann.

Freude, Licht  und Stimmen
wollen nach außen dringen,
sperrt man sie im Engen ein,
hören  sie plötzlich auf zu singen,
hören auf, ein Glück  zu sein.
 

Eure Vivien

wünscht euch allen sehr viel Licht 

jede Menge Lieder     
und sehr viel Sonnenschein *Meine Strahlen mögen auch Dich erreichen*

Meine Bezeichnung zur
Hintergrundgrafik
Licht
und
Schatten
 

© Copyright by  Chr.Vivien 1999 - 2007

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