Und so fängt die Geschichte an:


Jakob ist aus dem Lande Kanaan,
wo sein Vater als Fremdling geweilt hatte.
Sein Sohn Josef, ein starker, gesunder Junge, hütete jeden Tag die
Herden mit all seinen Brüdern den Söhnen der Frauen seines Vaters.

Jakob aber hatte Josef lieber als alle seine andern Söhne, weil er ein
Sohn des Alters war, und er ließ ihm ein prächtiges Gewand machen.


Als nun seine Brüder sahen, daß ihr Vater ihn lieber hatte als alle
seine andern Söhne, haßten sie ihn und konnten kein freundliches
Wort mehr mit ihm reden.

Einst hatte Josef einen Traum, den erzählte er seinen Brüdern.
Er sprach:

"Hört doch zu, was mir geträumt hat!

Wir banden Garben auf dem Felde. Da richtete sich auf einmal
meine Garbe auf und blieb stehen. Eure Garben aber stellten sich
um meine Garbe herum und verneigten sich vor ihm.

Da sprachen seine Brüder zu ihm:"

Du willst wohl unser König sein und über uns herrschen?"
Sie haßten ihn daher wegen seiner Träume
und seiner Worte noch mehr.


Ein anderesmal hatte er wieder einen Traum;
auch den erzählte er seinen Brüdern -
und sprach:

"Seht, ich habe wieder einen Traum gehabt:

Die Sonne, der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir.
Diesen Traum erzählte er auch seinem Vater.
Sein Vater schalt ihn und sprach zu ihm. Was ist das für ein
Traum den du gehabt hast? Sollen etwa ich und deine Mutter
und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen?"

Josef wird in die Zisterne geworfen.

Als nun Josef zu seinen Brüdern kam, zogen sie ihm sein prächtiges
Gewand aus, das er trug.
Sie ergriffen ihn und warfen ihn in die Zisterne.
Die Zisterne aber war leer und Wasser war nicht darin.

Dann setzten sie sich zum Essen nieder. Plötzlich sahen sie eine
Karawane von Ismaelitern daherkommen, aus Gilead, deren Kamele
mit Gewürzen, Balsam und Myrrhen beladen waren, die sie nach
Ägypten bringen wollten.

Da sprach Juda zu seinen Brüdern:

"Was nützt es uns, wenn wir unsern Bruder erschlagen und
sein Blut verbergen? Kommt, wir wollen ihn an die Ismaeliter
verkaufen, aber nicht Hand an ihn legen; er ist doch unser Bruder
und unser Fleisch."
Und seine Brüder hörten auf ihn.
Sie zogen Josef aus der Zisterne und verkauften ihn um zwanzig
Silberstücke an die Ismaeliter; diese brachten Josef nach Ägypten.

Die Brüder nahmen das Gewand Josefs, schlachteten einen
Ziegenbock und tauchten das Gewand in das Blut. Dann brachten
sie das prächtige Gewand ihrem Vater und sprachen:
»Das haben wir gefunden.
Weißt du, ob es deines Sohnes Leibrock ist?"

Er betrachtete ihn und sprach:

"Es ist meines Sohnes Rock. Ein wildes Tier hat ihn gefressen.
Mein Josef ist zerrissen worden!"

Jakob zerriß vor Schmerz seine Kleider, legte ein Trauergewand
an und trauerte lange Zeit um seinen Sohn. Alle seine Söhne und
Töchter gingen zu ihm, um ihn zu trösten. Aber er wollte sich
nicht trösten lassen und sprach: "Vor Trauer werde ich zu
meinem Sohn ins Totenreich hinabfahren."
So sehr beweinte ihn sein Vater.

Josef's Wanderung:


Josef in Ägypten

Als Josef nach Ägypten gebracht worden war, kaufte ihn Potiphar,
der Kämmerer des Pharao, der Oberste der Leibwache,
von den Ismaelitern.

Der Herr war aber mit Josef, und es geriet alles wohl, so daß er
im Hause seines Gebieters, des Ägypters, bleiben durfte. Als nun
sein Gebieter sah, daß der Herr mit ihm war, und daß der Herr
ihm alles wohl gelingen ließ, fand Josef große Gunst bei ihm und
wurde sein Aufseher.
Potiphar setzte Josef über sein Haus und seinen ganzen Besitz.

Von da an segnete der Herr das Haus des Ägypters um
Josefs willen, und der Segen des Herrn ruhte auf allem,
was er besaß, in Haus und Feld. Darum überließ Potiphar Josef
alles, was er besaß, und kümmerte sich um nichts mehr als um
die Speise, die er aß.

Josef aber war schön von Gestalt und Angesicht.
Als er erwachsen war, konnte sich die Frau seines Herrn an
ihm nicht satt sehen und gewann ihn lieb.
Er aber liebte sie nicht und sprach zu ihr:

"Sieh, mein Herr kümmert sich um nichts mehr im Hause,
und alles, was er besitzt, hat er mir übergeben. Er selbst ist
in diesem Hause nicht größer als ich. Er hat mir nichts vorenthalten
als dich, weil du seine Frau bist. Wie könnte ich dich lieben und
ein so großes Unrecht begehen und gegen Gott  sündigen?"
So ging sie zu Josefs Herrn und erzählte ihm Lügen über
Josef und sprach:

Der hebräische Sklave, den du ins Haus gebracht hast, hat Böses
mit mir getrieben und als ich meine Stimme erhob und
schrie ist er entflohen.`

Als Josefs Herr die Rede seiner Frau hörte wurde er zornig;
er nahm Josef und warf ihn in das Gefängnis, zu den anderen
Gefangenen des Königs.

Der Herr aber war mit Josef und machte ihn bei dem
Gefängnisaufseher beliebt. Also vertraute ihm der Aufseher
alle Gefangenen im Gefängnis an; sie mußten tun, was er sagte.


Der Gefängnisaufseher brauchte sich um nichts zu kümmern,
was Josef tat, denn der Herr war mit Josef und ließ alles,
was Josef tat wohl gelingen.

DerTraum des Obermundschenks

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