Sie luden ihr
Korn auf ihre Esel und zogen fort. Als sie aber in einer
Herberge halt
machten und einer seinen Sack auftat, um seinem Esel
Futter zu geben,
sah er sein Geld oben im Sacke liegen.
Da sprach er zu
seinen Brüdern:
"Mein Geld
ist wieder in meinem Sack!"
Da verloren sie
den Mut. Sie sahen sich erschrocken an und sprachen:
"Was hat
Gott uns angetan?"
Als sie nun heimkamen
zu ihrem Vater Jakob nach Kanaan,
erzählten
sie ihm alles, was ihnen begegnet war.
"Der Mann,
der Herr im Lande ist, hat hart mit uns geredet und uns
für Spione
gehalten. Doch wir sprachen zu ihm: "Wir sind ehrliche
Leute, wir sind
keine Spione. Wir sind zwölf Brüder. Einer ist nicht
mehr, und der
Jüngste ist jetzt noch bei unserem Vater im
Lande Kanaan.
Da sprach der Mann, der Herr des Landes, zu uns:
"Ihr sollt mir
beweisen, daß ihr ehrliche Leute seid. Laßt einen von
euch Brüdern
hier bei mir, nehmt genug Korn mit, den Hunger eurer
Familien zu stillen
und zieht heim. Aber bringt mir euren jüngsten
Bruder. Daran
will ich erkennen, daß ihr keine Spione seid, sondern
ehrliche Leute.
Dann erst will ich euch euren Bruder wiedergeben,
und ihr mögt
frei im Lande umherziehen und handeln."
Als sie die Säcke
leerten, da fand ein jeder den Beutel mit seinem
Geld in seinem
Sack. Als sie aber, sie und ihr Vater, die Beutel mit
dem Gelde sahen,
fürchteten sie sich. Da sprach Jakob zu ihnen:
"Ihr habt
mir meine Kinder genommen. Josef ist nicht mehr, Simeon
ist nicht mehr,
und Benjamin wollt ihr mir auch noch nehmen.
All dies muß
ich noch erleben."
Da erwiderte Ruben
seinem Vater:
"Du magst
meine beiden Söhne töten, wenn ich dir Benjamin nicht
wiederbringe.
Uberlasse ihn mir; ich bringe ihn dir gewiß zurück."
Doch Jakob sprach:
"Mein Sohn soll nicht mit euch ziehen,
denn sein
Bruder ist tot, und er allein ist noch übrig. Wenn ihm
etwas zustoßen
sollte auf dem Weg, so würdet ihr meine grauen
Haare vor Kummer
ins Grab hinunterbringen."
Benjamin geht
nach Ägypten
Die Hungersnot
aber dauerte an im Land. Als Jakob und seine Söhne
das Korn, das
sie aus Ägypten geholt, aufgegessen hatten,
sprach ihr Vater
zu ihnen:
"Geht noch
einmal hin und kauft uns ein wenig zu essen."
Da erwiderte ihm
Juda:
"Wenn du
unseren Bruder mit uns gehen läßt, so wollen wir
hinabziehen und
dir zu essen kaufen. Willst du ihn aber nicht
mitgehen lassen,
so ziehen wir nicht hinab. Denn der Mann hat
zu uns gesagt:
'Ihr dürft mir nicht mehr unter die Augen treten,
wenn ihr euren
Bruder nicht mitbringt."
Jakob aber sprach:
"Warum habt ihr mir das zuleide getan und
dem Manne gesagt,
daß ihr noch einen Bruder habt?"
Sie antworteten:
"Der Mann
hat genau nach uns und unserer Verwandtschaft gefragt:
Da sagten wir
ihm, wie es ist. Konnten wir denn ahnen,
daß er
sagen würde: "Bringt euren Bruder her?"
Dann sprach Juda
zu seinem Vater Jakob:
"Gib mir
den Knaben mit, so wollen wir uns aufmachen und
hinziehen, damit
wir zu leben haben und nicht sterben,
wir und du und
unsere Kinder.
Ich will die Verantwortung
für ihn übernehmen. Von mir sollst du
ihn wieder fordern.
Wenn ich ihn
dir nicht wiederbringe, so will ich mein Leben lang
die Schuld tragen.
Hätten wir nicht so lange gezögert, so wären
wir jetzt schon
wieder zurück."
Da sprach ihr
Vater Jakob zu ihnen:
"Wenn es
denn sein muß, so tut dies: Füllt von den besten Früchten
des Landes in
eure Säcke und bringt es dem Manne als Geschenk,
ein wenig Balsam
und Honig, Gewürze, Myrrhe, Datteln und Mandeln.
Nehmt auch den
doppelten Betrag an Geld mit euch. Dann könnt ihr
das Geld, das
in eure Säcke gelegt wurde, zurückgeben.
Vielleicht ist
ein Irrtum unterlaufen.
Nehmt also euren
Bruder und geht noch einmal zu dem Manne.
Der allmächtige
Gott lasse euch Barmherzigkeit finden vor dem
Manne, daß
er Benjamin und euren anderen Bruder mit euch
ziehen lasse!
Denn wenn ich
um meine Kinder trauern muß,
so ist meine
Trauer sehr bitter."
Da nahmen die
Brüder das Geschenk und den doppelten Betrag
an Geld, und
zogen mit Benjamin nach Ägypten und traten vor Josef.
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