Das Englein 

mit dem goldenen Näschen! 

Idee von Margot Meusel

Bearbeitung von Gisela Fischer

Bilder von Elfriede Türr

@ 1970, 1989 Pestalozzi-Verlag, D 8520 Erlangen

12. Neuauflage 1989 Gesamthersteilung:

Pestalozzi – Verlag111 ISBN 3-614-59523-4



 

Im Himmel sind viele Englein mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt.

Sie vergolden Nüsse,
reiben Äpfel blank und verschnüren Päckchen mit schönen Bändern.

Wenn die Engel aus der Weihnachtsbäckerei frisches Backwerk herausbringen,
werden sie jedes Mal von den herrlichsten Düften begleitet.

Ach, da läuft allen das Wasser im Munde zusammen.
Doch naschen dürfen die Englein nicht.
Die guten Sachen sind ja für die Kinder auf der Erde bestimmt!

Der Heilige Nikolaus sieht wohlgefällig auf die Engel herab.
"Das habt ihr wirklich gut gemacht", lobt er.


"Doch wenn ihr hier fertig seid,
müssen wir noch einmal unsere Lieder und Musikstücke proben."


Da fällt der Blick des Heiligen Nikolaus auf den kleinsten Engel.
Ja, wie sieht denn der aus?
Ober und über ist er mit Gold beschmiert.
Sogar auf der Nase ist ein goldener Fleck!
Aber warum weint das Englein denn?

Nikolaus kommt ratlos näher. Und was muß er da entdecken?


Das ganze Kleidchen ist voller Kuchenkrümel,
und überall liegen Nußschalen herum.
Der kleine Tunichtgut hat die Nüsse nicht vergoldet.
Er hat sie alle geknackt und aufgefuttert.
Nun hat er schreckliche Bauchschmerzen.

Mitleidig nimmt Nikolaus den kleinen Sünder bei der Hand
und führt ihn zur Hausapotheke.
Dort muß das Englein einen großen Löffel
voll bitterer Magentropfen schlucken.

Ein paar Stunden später findet die Generalprobe
der kleinen Sänger und Musikanten statt.
Nikolaus ist schon recht zufrieden.
Doch bei der letzten Melodie legt er seine Hand hinter das rechte Ohr,
um genauer hören zu können.

Mißbilligend hebt er seine buschigen Augenbrauen und sieht sich suchend um.
Irgendeine Flöte quietscht immer gräßlich daneben!
Wo steckt denn der Störenfried?

Ach, schon wieder ist es der kleine,naschhafte Engel von heute morgen.
"Du bist wohl doch noch etwas zu klein zum Mitspielen",
sagt Nikolaus und nimmt dem Englein die Flöte weg.

Die Christnacht ist herangekommen.
Unter dem flimmernden Sternenhimmel streben die Menschen aus
dem kleinen Dorf der Kirche zu.

Auch der kleine Junge muß seine Spielsachen für kurze Zeit verlassen.

Zusammen mit seinen Eltern stapft er durch den tiefen Schnee.

Plötzlich bleibt er stehen und zeigt auf einen goldenen Tupfen am Zaun,
dann auf einen goldenen Fleck am Strauch.
"Hier ist das Englein hergekommen,
das vorhin an meinem Fenster war", meint er aufgeregt.

Die goldene Spur führt den Hügel hinauf bis zur Kirche.
Die Glocken haben aufgehört zu läuten. Feierlich setzt die Orgel ein,
und die Gemeinde singt ein Weihnachtslied.

Der kleine Junge sitzt neben seiner Mutter auf der Kirchenbank.
Andächtig lauscht er der Musik und sieht sich dabei in der Kirche um.

An der Decke oben sind prächtige Gemälde,
und viele Heiligenbilder schmücken die Wände.
Alle diese Bilder sind von vielen Englein umgeben.
Auch auf manchen Pfeilern sitzen niedliche Englein.
Aufmerksam betrachtet sie der kleine Junge.
Da, eines von ihnen bewegt sich ja!
Das ist ja sein Englein!

Mit schelmischem lächeln sieht das Englein zu ihm herunter.
Leise heben und senken sich seine kleinen Flügel.

Und jetzt fällt es mit seiner glockenhellen Stimme in den Gesang der Menschen ein:
"Stille Nacht, Heilige Nacht..."

Im Himmel wird das Englein schon vermißt.
Als es nach dem Weihnachtsgottesdienst wieder in den Himmel kommt,

ja, was hat es da alles zu erzählen!
Staunend hören ihm die anderen Englein zu.
 
 

*Die schönsten Bilder zeigen sich uns im Christbaumlicht,

es lächelt aus allen Zweigen des Engelchen lieb' Gesicht*

by Chr.Vivien 1999-2012