Kling – klang,   ich hör’t ein Glöcklein klingen
  und Engel aus der Ferne singen.
  Ihr Kinder, habt ihr’s auch vernommen?
  Da wird nun bald das Christkind kommen.


  Sankt Petrus in dem Himmel droben
  hat schon den Schlüssel hochgehoben.
  „Ihr Kleinen, hört, es ist soweit.
  Nun rüstet euch und seid bereit!“


  Damit es in der Weihnachtszeit,
  so wie es sein soll, tüchtig schneit,
  werden die Himmelsbetten gerüttelt
  und viele Federn ausgeschüttelt.

Susi im Bettchen hatt’ einen Traum
vom herrlichen, glitzernden Weihnachtsbaum, 
vom Püppchen mit Zöpfchen und Lockenhaar 
und einen Puppenwagen sogar. 


Ein Kasperl ist da und ein Teddybär 
und viele andere Dinge mehr. 
Die Engel singen Weihnachtslieder 
und schweben aus dem Himmel nieder. 


Das Schönste aber, im goldenen Schein, 
das ist das liebste Christkindlein. 
Holdselig nickt es herunter und lacht –  
und da ist die Susi aufgewacht.“ 


 Zur Weihnachtszeit, in dunkler Nacht,
 da fliegen Engelein ganz sacht
 von Fenster zu Fenster, von Haus zu Haus.
 Die Kinder legten dort Briefchen hinaus.


 Sie schrieben dem Christkind um Kutsche und Pferd,
 um Puppenstuben und Küche und Herd,
 dann noch um eine Eisenbahn
 mit vielen, vielen Wagen dran.


 Roller und Schlitten wären fein.
 Vielleicht könnte es noch ein Bilderbuch sein?
 Doch soll das Christkind daran denken
 und auch vom Zuckerzeug etwas schenken.


Gar eilig wird nun telegrafiert, 
von morgens bis abends telefoniert. 
„Ist dort die Spielzeugwerkstatt, hallo? 
Hier spricht das himmlische Weihnachtsbüro. 


Ach bitte, wir müssen Bestellung machen. 
Die Kinder brauchen so viele Sachen! 
Na ja, ihr wisst schon, wie voriges Jahr, 
das Schönste, das Beste, das ist doch klar. 


Doch daß ich mich drauf verlassen kann! 
Sonst kommen die Waren nicht pünktlich an. 
Bis zur Bescherung im Kerzenschein
muß alles richtig geliefert sein!“ 


 Das Christkind in dem Sternenkleid
 scheut weder Arbeit, Müh’ noch Zeit.
 Was fertig ist, wird abgezählt
 und für die Kinder ausgewählt.


 Da gibt es Puppen, groß und klein,
 mit bunten Kleidchen, hübsch und fein,
 und Tiere auch in großer Zahl,
 aus Holz und Plüsch, nach jeder Wahl.


 Das Lager ist schon vollgestopft
 und alle Schränke vollgepfropft;
 doch täglich kommt noch mehr hinein.
 Bald wird kein Plätzchen übrig sein.


Im Himmel wird jetzt von früh bis spät 
geschnitten, probiert, gestickt und genäht, 
gesägt und gebastelt, geleimt und lackiert, 
gehämmert, gehobelt und frisch tapeziert.


Die Scheren, die Nadeln und Sägen dazu, 
die Pinsel und Hämmer, sie haben nicht Ruh. 
Sie schneiden und stechen und streichen mit an 
das Haus und den Wagen, die Eisenbahn.


Da fallen die Flicken und Schnipsel zuhauf. 
Es fliegen die Späne und türmen sich auf. – 
Doch eh’ man das Fest nicht feiert auf Erden, 
wird’s in der Werkstatt nicht stille werden.



 Die Zauberbrezeln und Mandelstern’,
 die Schokoringel mit Haselnusskern,
 die Kekse und Spekulatius,
 die backen die Englein ganz zum Schluß.


 Sie rühren den Teig und kneten ihn fest,
 damit er sich ordentlich formen lässt.
 und manchmal taucht eines das Fingerlein ein:
 „Mm, hm, das schmeckt halt gar zu fein!“


 Nun hurtig in die Ofenglut.
 Gleich sind die Plätzchen braun und gut.
 Ganz knusprig zieht man sie heraus,
 sind fertig jetzt zum Weihnachtsschmaus.



Vor Heiligabend, Schlag Mitternacht, 
ist alles zum Schenken bereitgemacht. 
Da fehlt kein Stückchen, ihr Kinderlein, 
denn niemand soll vergessen sein.


In Schachteln und Kisten wird alles verpackt 
und für die Reise eingesackt. 
Nun gleich die Schlitten noch herbei. 
Wenn jeder hilft, geht’s eins, zwei, drei.


Zuletzt schmückt man die Bäumchen dann, 
hängt Kugeln und Lametta dran, 
setzt auch noch viele Kerzen drauf 
und eine Spitze obenauf.



 Frau Sonne mit dem goldenen Strahl
 erwärmt den weiten, himmlischen Saal.
 Sie hebt den Finger, und sie spricht:
 „Nein, frieren sollt ihr wirklich nicht!


 Schlüpft in die Hosen und molligen Röckchen.
 Zieht Fäustlinge an und die Wattefräckchen.
 Da draußen ist’s kalt, der Weg so weit,
 und auf der Erde hat’s wieder geschneit.


 Stapft nur nicht zu sehr in den tiefen Schnee,
 sonst frieren die Füßchen und tun euch weh.
 Lasst auch das Schneeballwerfen sein,
 dann seid ihr brave Engelein!“



Sankt Petrus tritt an das Himmelstor 
und holt den großen Schlüssel hervor. 
Er schließt es auf und öffnet es weit: 
„Na also, seid ihr jetzt bereit?


Sind auch die Packen fest verschnürt, 
damit ihr nichts davon verliert? 
Paßt auf, das Christkind fährt voran, 
daß man vom Weg nicht irren kann.


Dann möch’t ich noch um eines bitten: 
Stellt eure Füße auf die Schlitten, 
daß keines mir herunterfällt! 
Nun gute Fahrt hinab zur Welt!“



 Hui, geht es da zum Tor hinaus
 und tief hinab mit Saus und Braus.
 Durch Wolkenberge, über Sterne,
 in weite, schneebedeckte Ferne!


 Ei, wie vergnügt die Englein sind!
 Um ihre Näslein bläst der Wind.
 Es klirrt und klingelt in dem Sack.
 Die Bäumchen liegen huckepack.


 Die Kleidchen fliegen und das Haar.
 So lustig ist das jedes Jahr.
 Sogar Sankt Petrus freut sich sehr
 und winkt noch lange hinterher.



Schwupps, sind sie unten angekommen. 
Die Fahrt hat nun ein End’ gekommen. 
Die Englein mühen sich mit Fleiß 
durch hohen Schnee und über Eis.


Sie suchen emsig Straß’ und Weg 
und finden auch den kleinsten Steg. 
Die Sternlein leuchten hell dabei, 
daß auch kein Dorf verborgen sei.


Und liegt ein Haus noch so versteckt, 
die Englein haben’s bald entdeckt. 
Denn allen Menschen, groß und klein, 
soll heut’ das Fest bereitet sein.“



 Die Glocken läuten: Heil’ge Nacht!
 Jetzt alle Türen aufgemacht,
 die Fenster auf, dann kommt herein
 der Weihnachtsbaum mit Kerzenschein!


 Ihr Kinder eilt, nun wird beschert,
 was ihr solange habt begehrt.
 Seht all die vielen schönen Sachen!
 Da gibt’s zu staunen und zu lachen.


 Von Kuchen und vom Festtagsschmaus
 Zieht dann der Duft durchs ganze Haus.
 Drum spielt und singt, wie es euch freut,
 denn Weihnacht, Weihnachten ist heut’!



Die Englein huschen leis’ davon. 
Der Müh’ und Plage schönster Lohn: 
Es haben all die kleinen Leut’ 
über die Gaben sich gefreut.


Christkindchen in dem Schlitten lacht. 
„Ei, das habt ihr gut gemacht; 
kein Päckchen verloren, 
kein Bäumchen geknickt, 
nicht eines war ungeschickt.


Folgt nun zurück mir zum Himmelstor! 
Sankt Petrus steht sicher längst davor. 
Es zieht dort, er kann Schnupfen kriegen 
und muß dann, mit hatschi, im Bette liegen.“



 Nach all dieser Eile, nach Rennen und Laufen,
 dürfen die Englein nun tüchtig verschnaufen.
 Sie schlüpfen aus Kleidchen und Strümpfchen heraus
 und ruhen sich dann gründlich aus.


 Die Kinder auf Erden haben’s gemütlich,
 die tuen sich an Äpfel und Nüssen sich gütlich,
 sie knabbern an Plätzchen und Honigkuchen
 und müssen das Marzipan auch versuchen.


 Am Abend noch, im warmen Zimmer,
 spielen sie schön beim Lampenschimmer
 mit allem, was das Christkind gebracht
 in der seligen, fröhlichen Weihenacht!



*Aus Kinderaugen leuchtet uns wie jedes Jahr die lieblichste Weihnachtszeit*

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